Author: Alexander Rodosek
Zuletzt geändert durch Redaktion am: 4. August 2022
Für viele fühlen sie sich so ein bisschen an wie der heilige Gral: In der Tat ranken sich viele Gerüchte und Geschichten um die Stipendien für Studenten. Die gibt es nur für Streber heißt es da oft. Oder auch: die sind elitär, da hast du als Normalo gar keine Chance. Dabei sind Stipendien für Studierende eine wirklich gute und sinnvolle Finanzierungsmöglichkeit.
Wir wollen dem Thema daher mal ein bisschen genauer auf den Zahn fühlen. Und dazu das wichtigste bereits mal zuallererst: Lass dich von den ganzen Vorurteilen nicht verunsichern!
Was ist ein Stipendium eigentlich?
Was ist ein Stipendium überhaupt? Ein Stipendium ist eine finanzielle Förderung, deren Zweck es ist, Begabte zu fördern. Stipendien gibt es übrigens bereits seit dem Römischen Reich. Damals verstand man darunter eine Ausgleichszahlung, die Soldaten für kriegsbedingte Verdienstausfälle erhielten.
Das Wort selbst setzt sich aus den lateinischen Begriffen “stips” und “pendo” zusammen und heißt soviel wie “einzeln bezahlen”.
Bis heute ist es eine Zahlung, die individuell an Personen geleistet wird, über deren Förderungswürdigkeit jeweils einzeln entschieden wird.
Welche Vorteile hat ein Stipendium für Studenten?
Stipendien haben viele Vorteile für Studenten. Der wichtigste ist sicherlich, dass es im Gegensatz zum Studienkredit oder Studienfond nach Abschluss des Studiums nicht zurückbezahlt werden muss.
Wenn der Zuschuss rein für die Deckung von Miete, Studiengebühren, Essen oder Lernmaterial verwendet wird, muss das Stipendium dabei noch nicht einmal versteuert werden.
Zusätzlich zu den monetären Vorteilen macht sich ein Stipendium natürlich auch äußerst vorteilhaft im Lebenslauf, denn es deutet auf eine engagierte und leistungsbereite Persönlichkeit hin.
Je nach eigenem Karriereplan und Art des Stipendiums kann es zudem nützliche Kontakte verschaffen. In vielen Fällen gibt es Mentoren, die den Stipendiaten zur Seite stehen oder es gibt entsprechende Veranstaltungen für Networking.
Du profitierst also von zusätzlichen Connections und Erfahrungen. Nicht zuletzt verhelfen Stipendien von Unternehmen sehr oft zu Praktika oder internen Stellenangeboten.
Welche Stipendien gibt es für Studenten?
Die Welt der Stipendien ist dabei groß. Es gibt viele unterschiedliche und sie sind sehr oft an einen direkten Karrierewunsch gekoppelt – Stipendien, die gezielt Auslandsaufenthalte oder das Studium in bestimmten Fachrichtungen unterstützen beispielsweise.
Wir haben hier eine Auswahl aufgelistet:
Auslandsstipendium
Besonders populär ist sicher das Auslandsstipendium. Es ermöglicht dir das Studium im Ausland für ein Semester oder ein Jahr und wird von unterschiedlichen Stiftungen und Unternehmen, aber auch von Regierungen oder Botschaften mancher Länder angeboten.
Das weltweit größte Stipendienprogramm für Auslandsaufenthalte ist das “Erasmus-Plus”. Es fördert jeden, der in einem anderen Land Semester absolvieren möchte und hat keine Ausschlusskriterien.
Auch Stipendien für Auslandspraktika sind möglich.
Neben dem Erasmus-Programm existieren tatsächlich tausende von unterschiedlichen Auslandsstipendien und Anbieter dafür. Eine ausführliche Recherche dazu im Internet lohnt sich.
Stipendium für den Master
Es gibt derzeit mehrere tausend Anbieter für Stipendium im Bereich Masterstudiengang. Rund 35 Prozent aller vergebenen Stipendien unterstützen Studierende im Master.
Diese Fakten sollen dir bereits eingangs zeigen, dass an dem weit verbreiteten Vorurteil, Stipendien wären einer ganz selektiven Elite vorbehalten, nichts dran ist.
Stipendien für den Master bekommst du normalerweise für die gesamte Studienzeit. In vielen Fällen gibt es zusätzlich zur finanziellen Unterstützung auch Zuschüsse für Reisen, Auslandssemester oder Lernmaterialien. In einigen Fällen können Studierende außerdem kostenlos an Seminaren teilnehmen.
Oftmals wird diese Art von Stipendien von Stiftungen vergeben. Die Förderung richtet sich dabei in der Regel an ein ganz bestimmtes, den Grundsätzen der Stiftung entsprechendes Persönlichkeitsprofil.
Aufstiegsstipendium
Beim Aufstiegsstipendium handelt es sich um ein Programm der Begabtenförderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Das Stipendium unterstützt besonders leistungsfähige Berufserfahrene bei der Durchführung eines ersten Hochschulstudiums.
Es richtet sich also an alle diejenigen, die bereits in der Arbeitswelt Fuß gefasst haben, darauf aufbauend aber eine akademische Ausbildung in Angriff nehmen möchten. Die Förderung ist dabei sowohl für Vollzeit- als auch für Teilzeitstudenten gedacht, die das Studium berufsbegleitend machen.
Wer vergibt Stipendien?
Neben staatlichen Anbietern gibt es auch private oder unternehmerische Stipendiengeber. Eine Auswahl der gängigsten Anlaufquellen findest du hier nachfolgend.
Begabtenföderungswerke
13 Begabtenförderungswerke gibt es in Deutschland. Sie vergeben rund 25% aller Stipendien. Wie der Name schon verrät, fördern sie besonders leistungsstarke und begabte Studierende. Die Höhe ihres Stipendiums orientiert sich an den BAföG-Förderbeträgen, jedoch muss das Geld nach Abschluss des Studiums nicht zurückbezahlt werden.
Voraussetzung für ein Stipendium über ein Begabtenförderungswerk ist die Identifikation mit deren Werten.
So ist für eine Förderung durch die Friedrich Ebert Stiftung beispielsweise ein politisches Engagement und die Parteinähe zur SPD gefragt, während die Hanns Seidel Stiftung die Parteinähe zur CsU voraussetzt, sowie ein Engagement in einer studentischen Organisation.
Deutschland-Stipendium
Das Deutschland-Stipendium gibt es seit 2011. Es fördert deutschlandweit begabte Studierende an staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschulen. Das Stipendien-Programm ist national und unabhängig von bestimmten Werten oder politischen bzw. religiösen Zugehörigkeiten.
Weitere Stipendiengeber
Daneben gibt es eine Vielzahl an privater Stipendien. Über 2000 solcher Anbieter gibt es. Oftmals werden dabei nur wenige Stipendien vergeben und die Auswahlkriterien können je nach Anbieter recht spezifisch sein.
Eine genaue Recherche lohnt sich. Es gibt im Internet eigene Suchmaschinen für Stipendien, über die man durch die Eingabe einiger persönlicher Daten eine gute Vorauswahl treffen kann.
Was sind die Voraussetzungen für ein Stipendium?
Die Voraussetzungen, um Stipendium zu bekommen, sind recht unterschiedlich. Je nach Art des Stipendiengebers muss deine politische Ausrichtung oder deine Persönlichkeit bestimmte Merkmale aufweisen.
Drei Hauptkriterien lassen sich generell festmachen:
Engagement: alle Stipendiengeber wollen motivierte, engagierte Menschen fördern, die sich für andere einsetzen. Bist du politisch tätig? Im Tierheim engagiert? Hilfst du älteren Menschen? Alles zählt, was dich zu einem aktiven und engagierten Mitglied unserer Gesellschaft macht.
Leistung: dabei geht es nicht ausschließlich um Noten. Natürlich wollen die meisten Förderer Menschen unterstützen, die clever sind – aber dabei geht es oftmals nicht nur um Prüfungsleistungen, sondern auch um die Bereitschaft, Leistung erbringen zu wollen.
Passung: alle Stipendiengeber suchen Menschen, die ihren speziellen Kriterien entsprechen oder bestimmte Werte teilen. Achte hier also darauf, wer du bist, was du darstellst und welche Förderer demnach für dich in Frage kommen.
Wie und wo kann ich ein Stipendium beantragen?
In den meisten Fällen funktioniert der Erstantrag für das Stipendium über ein Onlineformular, in dem du deine persönlichen Daten und erste Infos zu Studienfächern oder Noten einträgst. Du beantragst das Stipendium also über die Homepage des jeweiligen Anbieters und mithilfe eines dort bereitgestellten Formulars.
Erst im zweiten Schritt ist, sofern dein Antrag das jeweils geforderte Profil erfüllt, eine genauere Bewerbung nötig, die etwas über deine Gesinnung, deine Motivation und deine Zielsetzung verrät.
Erfüllst du auch hiermit die gewünschten Kriterien, kommt es zu einem persönlichen Gespräch, das dann final entscheidet.
Kann ich ein Stipendium für ein Zweitstudium bekommen?
Du kannst auf dem gleichen Weg auch ein Stipendium fürs Zweitstudium beantragen.
Achtung jedoch: Nicht alle Stipendiengeber fördern Zweitstudiengänge. Hier musst du dich im Vorfeld jeweils kundig machen.
Generell kann man allerdings sagen: die Träger von Stipendien fördern sehr viel häufiger Studierende, die mit dem Zweitstudium eine weiterführende Qualifikation für ihre ohnehin schon angestrebte Karriere in Wissenschaft oder Forschung erlangen möchten, also diejenigen, die mit dem Zweitstudium eine Neuorientierung wagen.
Hier bei der Bewerbung unbedingt die dadurch bedingte Verbesserung deiner beruflichen Situation betonen!
Wie viel Geld bekommt man als Stipendiat?
Wie hoch ein Stipendium ist, hängt ganz vom jeweiligen Stipendium ab.
Generell wird zwischen Teil – und Vollstipendien unterschieden.
Ein Teilstipendium ist von den Eltern unabhängig und wird oft von kleineren Förderern vergeben. Hier sind zwischen 200 und 400 Euro monatlich zu erwarten.
Das Vollstipendium ist hingegen abhängig von den Eltern und wird staatlich finanziert. Man bekommt es in der Regel über die größeren Stiftungen. Die Förderungshöhe beträgt rund 600 Euro im Monat.
Werden Stipendien versteuert?
In der Regel sind Stipendien steuerfrei. Sie haben schließlich den Zweck, dich in deiner Ausbildung zu fördern, weshalb sie vom Finanzamt als Zuschuss zum Lebensunterhalt und fürs Studium gewertet werden.
Ein paar Kriterien gibt es natürlich dennoch – die Stipendien müssen von einer öffentlichen Einrichtung wie beispielsweise einem Verein oder einer staatlichen Stiftung oder von gemeinnützigen europäischen Stiftungen stammen.
Das Stipendium darf zudem nur eine bestimmte Höhe haben, die nur dazu dienlich ist, deinen Lebensunterhalt zu sichern.
Muss ich das Geld zurückzahlen?
Das Geld, das du über ein Stipendium erhältst, muss nicht zurückgezahlt werden. Im Gegensatz zu Studienfonds, Darlehen oder Studienkredite.
Wird ein Stipendium auf das BAföG angerechnet?
Stipendien werden aufs BAföG angerechnet. Allerdings gelten dafür Freibeträge und es wird unterschieden zwischen leistungsabhängigen und zweckgebundenen Stipendien. Letztere dienen zur Deckung von festen Kosten wie beispielsweise Lernmaterialien oder Bücher und müssen damit nicht angerechnet werden.
Bei leistungsabhängigen Stipendien gilt ein Freibetrag von 300 Euro. Alles was du darüber erhältst, wird auf dein BAföG gegengerechnet.
Wir haben dazu einen eigenen Beitrag erstellt, der dir das Thema noch einmal etwas näher bringt.
Fazit
Es gibt in Deutschland wirklich eine hohe Anzahl an Stipendiengeber. Nicht bei allen sind rein die Noten von Entscheidung und an dem Gerücht, Stipendien wären einer elitären Minderheit vorbehalten, ist sicher nichts dran. Es lohnt sich immer, sich näher mit dem Thema zu befassen und sich auf ein passendes Stipendium zu bewerben!
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